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Like me, share me, dislike me? Button-Mania – vom bewussten Statement zur schnellen Klick-Kultur

Button-Mania

Mein erster Button war nicht zum Anklicken, sondern zum Anstecken. Auf einer kleinen Blechplatte, die ich mit einer Sicherheitsnadel an meiner abgewetzten Jeansjacke befestigte, stand: Atomkraft – nein danke! Meinen zweiten Button zierte eine grüne, illegale Pflanze – ohne Worte. Damals hatten Buttons meist eine wohl überlegte Aussage, sie standen für oder gegen etwas. Man konnte nichts mit ihnen kaufen, sich damit nirgends anmelden oder gar irgendetwas „herunterladen“. Und sie hatten ein Gesicht – in diesem Falle meines, schräg oberhalb der Blechplakette.


Und heute? Heute sind Buttons Sinnbild für schnellstmögliches Handeln. Sie lauern im Netz auf uns, damit wir etwas kaufen, weiterempfehlen, mögen – und bald vielleicht auch nicht mögen. Ein klein wenig fühle ich mich von diesen bunten Buttons langsam unter Druck gesetzt. Denn jede damit verbundene Handlungsaufforderung verlangt von mir ja auch immer eine Entscheidung. Und die sind meist gar nicht so einfach, findet selbst der Facebook-Gründer.

Keine einfache Angelegenheit

Selbst Mark Zuckerberg (Gründer und CEO von Facebook) gibt im Rahmen der aktuellen Diskussion über die Einführung eines „Dislike“-Buttons zu, dass die Sache mit dem bewerten, abwerten oder sogar Mitgefühl per Knopfdruck ausdrücken nicht einfach ist. „Wir arbeiten schon eine ganze Weile daran, Überraschenderweise ist es ziemlich kompliziert.“


Mark Zuckerberg: Kein richtiger „Dislike“-Button, aber: “ Wenn du etwas trauriges mitteilst, fühlt es sich nicht richtig an, diesen Post zu ‚liken'“, deshalb sei es wichtig, den Nutzern mehr Optionen zu geben.

Daumen hoch – Wegbereiter der Klick-Kultur

Ob der „Dislike“-Button jetzt kommt oder nicht, eins steht fest: Der Facebook-Daumen hat weltweit Kult-Status erreicht. Mit ihm verbinden wir eine eindeutige Aussage, ein Signal für Freunde, Fans und Follower. Es war also nur eine Frage der Zeit, dass auch andere Ideen auf diese Erfolgszug aufspringen. Die meisten davon präsentieren sich in den sozialen Netzwerken in Form bunter Kreise mit einem Vögelchen oder einem geheimnisvollen Briefumschlag darin. Und sie wollen etwas von uns: Eine Entscheidung. Eine Meinung. Einen Klick. Und alle machen mit. Mal mehr, mal weniger. Folge mir auf Button-Klick, werde mein Fan auf Button-Klick, Like diesen Inhalt Button-Klick, teile das auf Button-Klick …

Kommerzieller Einsatz – eine andere Art der Entscheidungsfindung

Um als kommerzieller Anbieter im Netz der unbegrenzten Verkaufsmöglichkeiten, noch individueller werden zu können, dienen Buttons aber auch einer anderen Art der Entscheidungsfindung – zum Beispiel bei der Gestaltung einer Facebook- oder Twitter-Anzeige.

Per Button zum Button zum Glück

Selbst Werbeanzeigen können nicht mehr ohne Buttons – bzw. „Handlungsaufforderungen“ ;-). Bei Facebook können wir vorab wählen, welche Entscheidung unsere Besucher „ganz frei“ treffen sollen. Bei Twitter kann ich mit einem Klick sogar spielen oder spenden. Die Auswahl unzähliger „Call to actions“ kommt somit schnörkellos kompakt verpackt daher – als Button.

Ad-Buttons
Facebook bietet eine ganze Auswahl an Buttons für Anzeigen an (linkes Bild). Auch Twitter macht Entscheidungen nicht einfacher (rechtes Bild).

Mundgerecht aufbereitet werden Marketingentscheidungen für Anbieter auf das Wesentliche reduziert: „mehr“, „jetzt“ „kaufen“. Gleiches gilt für die Werbebotschaft an unsere User. Ganz schön einfach machen uns Buttons heute das Leben. Aber auch bewusster? Überlegter?

Stell dir vor, es ist Wahl und alle klicken hin

Mich persönlich würde interessieren, ob wir uns bei allen Entscheidungen im Internet von Buttons so freudig leiten lassen würden. Wie hoch wäre wohl die Wahlbeteiligung einer Bundestagswahl, könnten wir bequem von Zuhause oder vom Smartphone aus per Klick auf einen Button wählen?

Dazu stelle ich mir gerade den einen oder anderen Politiker vor, als bunten Button mit einem ganz individuellen, perfekt auf mich zugeschnittenen Wahlversprechen. Das wäre dann mal eine völlig neue Form der Bürgernähe. Kombinieren könnte man den virtuellen Stimmenfang noch mit einem 20% Rabatt-Gutschein bei meinem favorisierten Online-Store. Sozusagen als Wahlanreiz.

Möglich ist alles, außer vergessen

Möglich wäre das mit Sicherheit. Bei all den Likes, Einkäufen, Bewertungen und Empfehlungen, die wir alle im Laufe der Jahre im Internet hinterlassen haben, dürften unsere Präferenzen irgendwo gebündelt in einer Big Data Schublade auf einen Abnehmer warten. Sie finden das beängstigen? Keine Sorge, das hier ist nur eine Geschichte, ein Gedankenfluss. Den können Sie nun liken, weiterempfehlen oder einfach vergessen. Gibt es eigentlich schon einen „vergiss es“-Button?

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